Alles Mögliche

Shant Shanti trifft Schalalalala

In den vergangenen 12 Tagen war ich immer mal wieder im Hier und Jetzt, hauptsächlich aber auf Korfu. An sechsen dieser 12 Tage musste ich nichts anders tun, als von allein aufzuwachen, zum Frühstück zu gehen, mich für oder gegen eine der angebotenen Klassen zu entscheiden, Mittag zu essen, mich für oder gegen eine der angebotenen Klassen zu entscheiden, mich anschließend noch mal für oder gegen zu entscheiden, Abend zu essen, mich für oder gegen die angebotene Klasse zu entscheiden und schließlich schlafen zu gehen. Ich habe auf abenteuerliche Weisen geatmet, meinen mittelalten Körper bewegt, gedehnt und gestärkt. Auf meinen tief verwurzelten Füßen, Händen und Ellenbogen gestanden. Im Paradiesvogel, der Krähe oder dem Tänzer verharrt. Rotz und Wasser geheult und vor Lachen laut Scheiße geschrien. Zusammen mit 30 mir eigentlich Fremden am Strand brüllend laut Azzurro gesungen und mich so in Entrückung getanzt, dass ich, hätte jemand entsprechende Vorkehrungen getroffen, glatt über glühende Kohlen gelaufen wäre. Schalalalala. Mein Gehirn habe ich auf Theta Wellen reiten lassen, meine Faszien unter Wohlweh entklebt und, kack die Wand an, morgens um 7 vor der Kulisse eines magischen Sonnenaufgangs stramm detoxiert. Um mich herum ausschließlich wohlmeinende, inspirierende Lehrer und offene, fröhliche Schüler. Am Ende hatte ich die Gewissheit, dass diese Erde mich trägt, einen neuen Glaubenssatz und Licht und Liebe im Herzen. Auf meine Bitte, mich to the Airport zu bringen, hat der kluge Fahrer die einzig sinnvolle Frage gestellt: Why? Tja, warum nur verlasse ich diese Blase der Glückseligkeit wieder? In Hamburg gelandet regnet es in Strömen, Donald und Kim streiten immer noch, wer den Längeren hat und die AfD geht mir wieso auf den Sack. Aber als ich meinen Kühlschrank öffne, ist er wie von Zauberhand gefüllt. Eine liebe Seele hat für mich gesorgt. Darum verlasse ich meine Blase und kehre heim, im Gepäck Gelassenheit für alle!

Amen.

Früher mal bin ich zum Kigo, zum Kindergottesdienst, gegangen. Von Haus aus eher gottesneutral erzogen, habe ich diese Veranstaltung als Kind sehr gemocht. Höhepunkt war das Entbrennen der Altarkerze. Da durfte jeder Mal, aber können konnten nur die, die sich schon getraut haben, ein Streichholz zu entzünden. Der Institution Kirche hat mich das nicht dauerhaft nahe gebracht. Die Sehnsucht nach einem sonntäglichen Treffen an hellem Ort in fröhlicher Gemeinschaft aber ist geblieben. Vorne steht jemand, die wirklich was zu sagen hat, und mir, verbunden mit einer Spur Showtalent, eine Idee oder sogar Inspiration für die folgende Woche mit auf den Weg gibt. Dann singen wir alle was Schickes, aber bitte, bitte etwas, das mich deutlich mehr mitreißt als das gute, alte „Danke“ (absolute Lieblingszeile ist und bleibt „für meine Arbeitsstelle“). Wir gönnen uns ein Gebet oder eine Meditation oder einfach mal die Klappe halten, öffnen unsere Herzen und Geldbörsen für eine richtig gute Sache, plaudern im Anschluss ein wenig über dies und das und kippen uns eventuell noch einen hinter die Binde, bevor wir, gestärkt für die neue Woche, pfeifend den Heimweg antreten. Am gestrigen Sonntag war es ein bisschen so. Der Ort war mehr als hell, die Gemeinschaft in liebvoller Verehrung für den Vortragenden zutiefst verbunden, er selbst bestens gelaunt, mit Eloquenz mehr als gesegnet und unser aller Herzen schließlich weit geöffnet. Gott, so wie ich mir die Sache denke, saß deutlich spürbar mitten unter uns, in ihrer neuesten Immobilie. Ihm nicht direkt geweiht, steht sie, die Immobilie, stolz an der Elbe und hat ein Schweinegeld gekostet. Wonach aber jetzt, so sie schließlich da ist, kein spielverderbender Hahn mehr kräht. Den anschließenden Frühschoppen nahmen wir auf der Aussichtsterrasse mit Blick auf einen wahrhaft gelungenen Teil der Schöpfung, unsere prächtige Stadt. Was war eigentlich mit dem rumgehenden Klingelbeutel? Ach so, unseren Obolus hatten wir bereits am elektronischen Warenkorb hinterlegt und, Gott ist meine Zeugin, wir waren nicht knauserig.